In einem diversen Umfeld gedeihen wissenschaftliche Kreativität und Innovation deutlich besser. In der Photonik, einer Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts, ist diese Vielfalt jedoch bei internationalen Konferenzen und Workshops oft noch nicht ausreichend repräsentiert. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel in Nature Photonics von Prof. Emiliano Cortés (LMU München) und seinen Mitautoren Prof. Harry A. Atwater (Caltech), Prof. Albert Polman (NWO Institute AMOLF) macht auf dieses Missverhältnis aufmerksam und ruft zum Umdenken auf.

Photonik-Konferenzen sollten mehr auf Diversität setzen. (Photo: e-conversion)

Bessere Ideen entstehen, wenn verschiedene Gruppen interagieren. Daher profitiert die wissenschaftliche Forschung von den Beiträgen aller. „Vielfalt in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, Nationalität, regionale Zugehörigkeit und andere Orientierung ist essenziell, um eine Umgebung zu schaffen, in der kreatives Denken gedeiht und wissenschaftliche Entdeckungen fruchtbaren Boden finden“, betont Cortés in Artikel. Doch die Realität sieht oft anders aus: Frauen und andere unterrepräsentierte Gruppen sind sowohl unter den Vortragenden als auch unter den Organisationsteams vieler Photonik-Konferenzen selten vertreten. „Die Diskussion begann unter uns dreien während einer Konferenz im letzten Jahr, als wir erkannten: Dieses Problem ist allgegenwärtig“, erklärt Cortés .

Die Autoren machen deutlich, dass die Verantwortung für Veränderung nicht bei den unterrepräsentierten Gruppen liegt. „Es ist unzumutbar, von ihnen zu erwarten, ein Problem zu lösen, das von männerdominierten Systemen geschaffen wurde. Genau deshalb schreiben wir als drei weiße Männer diesen Artikel. Wir wollen auf dieses Problem aufmerksam machen und betonen, wie notwendig es ist, dass Männer aktiv an einer sinnvollen Veränderung mitwirken“, sagt Cortés. Der Artikel hebt hervor, dass Konferenzen mit einer vielfältigeren Liste an Vortragenden nicht nur inklusiver, sondern auch inhaltlich bereichernder sind. Neue Themen und Perspektiven kommen oft gerade von jenen, die bisher unterrepräsentiert sind.

Die Botschaft an die wissenschaftliche Gemeinschaft ist klar: Organisationsteams von Konferenzen müssen aktiv Schritte unternehmen, um diversere Plattformen zu schaffen. „Solche Ungleichheiten sind im 21. Jahrhundert inakzeptabel, und wir müssen sie direkt und entschlossen angehen, um eine nachhaltige Veränderung zu bewirken“, appelliert Cortés. Im Artikel sprechen sich die drei Autoren dafür aus, Netzwerke zu diversifizieren, Frauenorganisationen in der Photonik mit einzubinden und Preise sowie Auszeichnungen als Inspiration zu nutzen. Besonders wichtig sei die Bereitschaft etablierter Wissenschaftler, ihre Position zu nutzen, um Veränderungen anzustoßen. Die Autoren hoffen, dass dieser Aufruf einen langfristigen Wandel anstößt und die Photonik-Gemeinschaft für eine gerechtere und vielfältigere Zukunft mobilisiert.

Publikation:

Increasing diversity in conference speaker programmes
Polman, A., Cortes, E. & Atwater, H.A.
Nat. Photon. 18, 1225 (2024). https://doi.org/10.1038/s41566-024-01580-2

Kontakt: 

Prof. Emiliano Cortés
Nanoinstitut München, Facultät für Physik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Email: Emiliano.Cortes@lmu.de
Website: www.nano-energy.org
X: @HybridNano